Sicherheit für 24h: Vorschlag für Kunst im öffentlichen Raum in Hannover

PUBLIC ART PROPOSALS. KONZEPTE FÜR HANNOVER
:hub:kunst.diskurs e.V., 19.11. - 19.12.2010, kuratiert von Thomas Kaestle

Ausgehend vom 2008 veröffentlichten Gutachten der Kommission zur Erfassung, qualitativen Beurteilung und den Perspektiven zur Pflege und Entwicklung der Kunst im öffentlichen Raum im Innerstadtbereich von Hannover sind wir im Wesentlichen der Frage nachgegangen, wie dieses Thema trotz der relativ hohen Dichte an Objekten und der im Gutachten behaupteten grundsätzlichen Akzeptanz auf Seiten der Bevölkerung durch eine performative Intervention zu einer allgemeineren Diskussion über Bedeutung und Stellenwert dieser Arbeiten führen kann. Wie können die dem Gutachten zu Grunde gelegten Bewertungskriterien dadurch öffentlich verhandelt werden, dass die Hintergründe, Motive oder spezifischen Interessen für die Pflege, Weiterentwicklung oder Entfernung bestehender Objekte nicht offengelegt, wohl aber die Konsequenz des Vorhandenseins derartiger Beweggründe sichtbar gemacht werden?

Unser Leitmotiv für das Stimulieren einer derartigen Diskussion sind Gerüchte, „urban rumours“; das gezielte Anregen von Spekulationen zu den Hintergründen eines konkreten Ereignisses ohne dabei unmittelbar den Eindruck einer künstlerischen Intention zu erwecken. Das heißt, die Performance hat keinen vordergründig formalen Repräsentationsanspruch, da sie primär den funktionalen Notwendigkeiten zur Erfüllung einer spezifischen Aufgabe gerecht wird, die sich als solche visuell vermittelt. 

Folgendes Szenario ist vorstellbar: Eine Einzelperson oder eine Gruppe sieht sich dazu veranlasst möglichst viele der freistehenden Objekte im innerstädtischen Bereich von `privaten´ Sicherheitskräften beaufsichtigen zu lassen, die sich für einen Zeitraum von 24h in unmittelbarer Nähe zum jeweiligen Objekt aufhalten.

Die massive öffentliche Präsenz sog. Securities, die nicht nur unter Tags sondern auch die ganze Nacht über für den Schutz der Kunstobjekte Sorge tragen, wird das gewohnte Bild und damit die Wahrnehmung des öffentlichen Raums maßgeblich beeinflussen. Fragen nach dem/den Initiator/en, dem Grund und der Größenordnung des Einsatzes, sowie der Angemessenheit der eingesetzten Mittel in Relation dazu sind unausweichlich. Die Wertmaßstäbe für die Beurteilung der unter Schutz genommenen Objekte werden in ein vollkommen neues Licht rücken, da von der Annahme ausgegangen werden muss, dass es zumindest eine Person gibt, die diesen beinahe grotesk erscheinenden Aufwand für notwendig und damit angemessen erachtet.

Safety for 24 hours: Public Art Proposal for Hannover 

Embarking on the report of the commission appointed for the qualitative assessment, perspectives on maintenance, and future development of public art in the city of Hannover issued in 2008, our primary concern was to conceive of ways for further stimulating a general discussion over the issues of sense and virtue of public art works despite the relatively high density of already existing objects, and – according to the report – its broad acceptance among the local population. How is it possible to publicly re-negotiate some of the reports evaluation criteria by tangibly conveying their existence but without revealing the background, motives or special interests for maintaining, developing or disposing of any of these objects in specific? 

“Urban rumours” is our leitmotif for the stimulation of a general discussion; the aimed stir of speculation about the specific circumstances of events to unfold without the impression of artistic intentions at the heart of it. Thus understood, the performance doesn´t serve an immediate claim for formal representation, for its primary concern is to meet the functional needs of a preconceived objective, visually revealed in the course of the process. 

Imagine the following scenario: One person or a group feels obliged to provide for the special protection of as many stand alone art objects as possible by private security forces in the city-centre of Hannover for a sustained period of 24 hours.

The massive presence of so-called Securities, maintaining their posts next to the respective object not only at daytime but also during the night will undoubtedly alter the familiar setting and perception of the public sphere. Questions over the initiator/s, the reason and scale of the operation, as well as the appropriateness of the means deployed in relation to it will inevitably follow. Following the assumption that for at least one individual the preposterous efforts are justified, the measures for evaluating these objects are bound to be scrutinised.

Cost Estimate:                                                             50 (public art works) x 8 (h/shift) x 3 (shifts) x € 14,- (hourly wage) = € 16.800,- (+VAT)